Nita hat geschrieben:Ich denke auch, dass man Depressionen in den meisten Fällen nur bekommt, wenn man Probleme in der Vergangenheit hatte. Die Vergangenheit spielt, meiner Meinung nach, dabei eine ganz große Rolle.
Kann man so nicht sagen. Eine Depression kann sowohl durch einen "Schicksalsschlag", als auch durch organische Ursachen ausgelöst werden. Eine Schilddrüsenunterfunktion z.B. (ziemlich verbreitete Hormonstörung) kann eine Depression auslösen. Ein solcher Mensch war wahrscheinlich zuvor geistig völlig gesund. Andererseits ist es so, daß Menschen mit bestimmten Persönlichkeitsstrukturen ein erhöhtes Risiko haben, an einer Depression zu erkranken, es passiert aber nicht zwangsläufig, z.B. wenn keine weiteren Risikofaktoren hinzukommen.
Nita hat geschrieben:Warum stehen die meisten nicht dazu dass man unter einer Depression leidet? Weil es einfach in unserer Gesellschaft Leute gibt, die einem danach beleidigen und Sachen an den Kopf schmeißen.
Das vielleicht grad nicht
, aber der Arbeitgeber z.B. sollte es besser nicht erfahren. Es ist immer noch zuwenig Wissen in der Gesellschaft über die Krankheit, die Ursachen und die Behandlungsmöglichkeiten vorhanden, um z.B. das Ausfallrisiko eines betroffenen Arbeitnehmers einschätzen zu können. In dieser Situation wird ein Arbeitgeber im Zweifel einen solchen Mitarbeiter lieber loswerden wollen. Auch im privaten Bereich riskiert man möglicherweise, daß sich Menschen von einem distanzieren, eben weil sie nicht wissen, was das bedeutet (oder auch nicht bedeutet), Depressionen zu haben.
patte hat geschrieben:Und es gibt Dinge im Leben, die wir eben nicht (immer) rational erklären können...so wie diese Krankheit. So wie die Tatsache, dass Enke in einem eigentlich irrationalem Zustand vollkommen rational seinen Selbstmord geplant und duchgeführt hat. Das ist in meinen Augen dass Unfassbare: dass wir eben nicht 1-2-fix eine Erklärung für seinen Tod finden können
Depressive Menschen funktionieren im Alltag, auch über erstaunlich lange Zeit. Sie gehen zur Arbeit, sie kaufen ein, sie haben Kontakt zu ihrem persönlichen Umfeld und sind in der Lage, dafür zu sorgen, daß niemand etwas merkt, obwohl sie selbst sehr genau wissen, was mit ihnen los ist. Sie treffen Entscheidungen, ganz rational mit dem Verstand, aber eben evtl. aufgrund ungenügender oder verfälschter Informationen, wenn z.B. das "Bauchgefühl" fehlt oder das objektive Urteilsvermögen. Depressive Menschen nehmen negative Ereignisse als EXTREM negativ wahr. Positive Ereignisse nehmen sie überhaupt nicht wahr, sondern blenden sie aus. Sie glauben evtl., alles Unglück der Welt habe sich gegen sie verschworen, obwohl das objektiv Unsinn ist. In einem solchen Zustand trifft man fatale Entscheidungen! Warum glaubte Robert, man würde ihm Leila wegnehmen? Nur weil ER krank ist? Teresa war doch auch noch da! Es hat Teresa einen Anruf beim Jugendamt gekostet, um das zu entkräften. Robert konnte das (und wohl einiges andere auch) offenbar nicht mehr vernünftig beurteilen!
Schwer depressive Menschen fühlen NICHTS. Vielleicht hat auch Robert in dem Moment, als er sich entschied, seinem Leben ein Ende zu setzen, NICHTS gefühlt: Nicht die Liebe zu Teresa und der kleinen Leila. Nicht die Liebe, die Teresa ihm über die gesamte Zeit seiner Krankheit gegeben hat. Keine Dankbarkeit für alles, was sie für ihn getan hat. Nicht seine Verantwortung für seine Familie, sondern vielleicht einfach NICHTS?!? Wie werden es nie erfahren ...