Robert Enke verstorben

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Nita
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Re: Robert Enke verstorben

Beitrag von Nita » 17.11.2009 11:58

bart hat geschrieben:Unterschreib ich nicht.

was machst du mit den 1000den die jeden Tag trotz guter Leistung im Beruf fertig gemacht werden und das für ein paar Kröten. Die, die Abends fix und alle nach Hause kommen und um die Familie zu schonen einen auf "es ist alles in Ordnung" machen.
Meinst Du wenn so ein Mensch dass öffentlich macht wird das besser dadurch.

Nein

Er verliert seinen Job und sitzt wie ein Hamster im Laufrad und kommt nicht raus.

Das Problem ist ein Gesellschaftsproblem, in dem die meisten wenn es ihnen gut geht nur Ihren eigenen Teller sehen und ihnen völlig am XXX vorbei geht was mit dem Andern ist

Lass Dir eins gesagt sein: in der Not reduziert sich ein Freundeskreis auf ein verschwindentes nichts.
:?
Ich kann mich da nur Anschließen. Denn ich denke, viele Leute wissen gar nicht was es heißt, wenn man unter Depressionen leidet.
Und wenn Robert Enke, dies öffentlich gemacht hätte, hätte er auch noch den Druck von außen gehabt und ich denke, da wäre es nicht besser geworden. Denn alleine wegen der Presse schon nicht oder manches Gespöt von den Leuten. :(
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bart
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Re: Robert Enke verstorben

Beitrag von bart » 17.11.2009 12:01

Nita hat geschrieben:
Ich kann mich da nur Anschließen. Denn ich denke, viele Leute wissen gar nicht was es heißt, wenn man unter Depressionen leidet.
Und wenn Robert Enke, dies öffentlich gemacht hätte, hätte er auch noch den Druck von außen gehabt und ich denke, da wäre es nicht besser geworden. Denn alleine wegen der Presse schon nicht oder manches Gespöt von den Leuten. :(
Ist halt blöd, dass immer die Opfer auf den Gleisen stehen und nicht die Täter. :roll:
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Re: Robert Enke verstorben

Beitrag von Gentleman » 17.11.2009 13:07

bart hat geschrieben: Ist halt blöd, dass immer die Opfer auf den Gleisen stehen und nicht die Täter. :roll:
Welche Täter? Depression ist eine Krankheit, eine Krankheit des Gehirns.

Es ist im Leben leider nicht immer so, dass irgendjemand Schuld hat. Stirbt jemand an Krebs sagt auch niemand, es wäre die Schuld der Gesellschaft.
Das ist für mich der zentrale Punkt an der ganzen traurigen Geschichte. Es gibt keine Schuldigen! Weder Robert Enke, noch seine Frau, seine Ärzte, den DFB oder die Gesellschaft.

Wir müssen einfach akzeptieren, dass nicht jede Depression geheilt werden kann, genauso wie nicht jeder Krebs geheilt wird. Natürlich sollte unser aller Bestrebung sein, die Mortalitätsraten zu minimieren und von daher ist es vielleicht gut, dass die Krankheit Depression jetzt mehr in den öffentlichen Fokus tritt.

Ich für meinen Teil habe mich in den letzten Tagen jedenfalls etwas intensiver mit dem Thema auseinander gesetzt und meine Vorurteile bezüglich Depressionen abgelegt. Auch wenn ich die Krankheit immer noch nicht verstehe, so weiß ich zumindest, dass ein depressiver Mensch nicht so denkt wie ein gesunder Mensch. Ein Arzt drückte es so aus: Bei depressiven Menschen ist der emotionale Kanal verschlossen. Ängste und Gedanken Depressiver sind nicht rational erklär- oder nachvollziehbar.

Depressive Selbstmörder möchten nicht sterben, sie können einfach nicht mehr leben!


Zum Thema mediale Ausschlachtung möchte ich nur fragen: Warum stürzen sich die Medien auf ein Thema? Einfache Antwort: Weil sie der Meinung sind, dass es die Menschen interessiert (und damit leider oft richtig liegen).
Würde kein Mensch die Bild lesen, gäbe es sie schon lange nicht mehr. Allerdings ist das Gegenteil der Fall. Im Fernsehen bestimmen die Quoten, was gesendet wird und was nicht. So lange kein Umdenken bei jedem einzelnen stattfindet, wird es sich auch nicht ändern. Also nicht immer sofort auf die Medien schimpfen sondern zuerst den eigenen Medienkonsum (TV, Presse, Internet) hinterfragen.

Zum Schluss möchte ich noch mein Mitgefühl zum Ausdruck bringen. Ich wünsche allen direkt und indirekt Betroffenen die Kraft und den Rückhalt, bald wieder lächeln und ein "normales" Leben führen zu können.
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Re: Robert Enke verstorben

Beitrag von bart » 17.11.2009 14:03

Gentleman hat geschrieben:
Welche Täter? Depression ist eine Krankheit, eine Krankheit des Gehirns.
Tut mir weh, dass irgendeiner so eine Theorie aufgstellt hat. :roll:

Dann ist z. B. ein gerade arbeitslos gewordener Familienvater, der 25 Jahre einen Job hatte, eine intakte Familie und nach 2 Jahren keine Lebensquallität mehr hat und den seinen nicht mal mehr das einfachste an einer bescheidenen Lebensquallität bieten kann..................................und dadurch in eine Depression fällt.................Gehirnkrank.

Vergiss es.

Zivilisationskrankheit würd ich mir noch eingehen lassen. :?
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Re: Robert Enke verstorben

Beitrag von Gentleman » 17.11.2009 15:22

bart hat geschrieben:
Dann ist z. B. ein gerade arbeitslos gewordener Familienvater, der 25 Jahre einen Job hatte, eine intakte Familie und nach 2 Jahren keine Lebensquallität mehr hat und den seinen nicht mal mehr das einfachste an einer bescheidenen Lebensquallität bieten kann..................................und dadurch in eine Depression fällt.................Gehirnkrank.

Vergiss es.

Zivilisationskrankheit würd ich mir noch eingehen lassen. :?
Und warum litt Roberte Enke dann unter Depressionen? Er war weder arbeitslos, noch konnte er seiner Familie keine Lebensqualität bieten.
Depressionen setzen nicht zwingend einen erlittenen Schicksalsschlag voraus. Auch Leute auf dem Höhepunkt ihres Lebens erleiden Depressionen.
Menschen aus allen sozialen Schichten können Opfer dieser Krankheit werden.

Was ist daran so schwer zu akzeptieren? Natürlich gibt es unterschiedliche Ausprägungen sowie Schweregrade von Depressionen.
Wie sonst erklärst Du es, dass es depressive Menschen gibt, die rot blühende Rosen als "blassgrau" bezeichnen, weil sie das intensive Rot nicht mehr wahrnehmen? Krankheit des Gehirns ist für mich dabei völlig wertfrei zu sehen, so wie Magenkrankheit, Herzkrankheit usw. auch.

Und genau deshalb sage ich, dass es nicht immer einen Schuldigen gibt, jemanden den ich dafür verantwortlich machen kann. Krank kann man auch ohne äußerliche Einflüsse werden.
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Re: Robert Enke verstorben

Beitrag von patte » 17.11.2009 15:25

Und es gibt Dinge im Leben, die wir eben nicht (immer) rational erklären können...so wie diese Krankheit. So wie die Tatsache, dass Enke in einem eigentlich irrationalem Zustand vollkommen rational seinen Selbstmord geplant und duchgeführt hat. Das ist in meinen Augen dass Unfassbare: dass wir eben nicht 1-2-fix eine Erklärung für seinen Tod finden können
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Re: Robert Enke verstorben

Beitrag von bart » 17.11.2009 15:58

Gentleman hat geschrieben:
Und warum litt Roberte Enke dann unter Depressionen? Er war weder arbeitslos, noch konnte er seiner Familie keine Lebensqualität bieten.
Depressionen setzen nicht zwingend einen erlittenen Schicksalsschlag voraus. Auch Leute auf dem Höhepunkt ihres Lebens erleiden Depressionen.
Menschen aus allen sozialen Schichten können Opfer dieser Krankheit werden.

Die soziale Schicht ist davon unberührt, allerdings wirst Du auch ohne jetzt nachzuschauen trotzdem in den weniger betuchten Schichten, also bei denen die für Ihr Geld arbeiten müssen, sie häufiger finden.

Was ist daran so schwer zu akzeptieren? Natürlich gibt es unterschiedliche Ausprägungen sowie Schweregrade von Depressionen.
Wie sonst erklärst Du es, dass es depressive Menschen gibt, die rot blühende Rosen als "blassgrau" bezeichnen, weil sie das intensive Rot nicht mehr wahrnehmen? Krankheit des Gehirns ist für mich dabei völlig wertfrei zu sehen, so wie Magenkrankheit, Herzkrankheit usw. auch.
Vielleicht muss man das Wort Depression auch splitten. Wenn dein Gehirn keine Botenstoffe mehr produziert oder zuwenig, dann geht es unter Umständen auch in die Depression.

Aber bei meinem Besipiel mit der Arbeitslosigkeit zu bleiben, da kommt man auch mit Botenstoffen in die Depression.

Erschwernd kommt dazu, dass Depressionen dann über kurz oder lang zu schweren organischen Krankheiten führen können.

Und genau deshalb sage ich, dass es nicht immer einen Schuldigen gibt, jemanden den ich dafür verantwortlich machen kann. Krank kann man auch ohne äußerliche Einflüsse werden.
Meine Meinung ist, dass 80-90 % der Depresionen auf eine krank gewordene Seele zurück gehen und wenn die Gesellschaft ausnahmslos so mit sich umgehende würde wie es eigentlich sein sollte, dann wäre eine Depression eine Randerscheinung. :wink:
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Re: Robert Enke verstorben

Beitrag von Nita » 17.11.2009 18:15

bart hat geschrieben:Meine Meinung ist, dass 80-90 % der Depresionen auf eine krank gewordene Seele zurück gehen und wenn die Gesellschaft ausnahmslos so mit sich umgehende würde wie es eigentlich sein sollte, dann wäre eine Depression eine Randerscheinung. :wink:
Ich denke auch, dass man Depressionen in den meisten Fällen nur bekommt, wenn man Probleme in der Vergangenheit hatte. Die Vergangenheit spielt, meiner Meinung nach, dabei eine ganz große Rolle.

Warum stehen die meisten nicht dazu dass man unter einer Depression leidet? Weil es einfach in unserer Gesellschaft Leute gibt, die einem danach beleidigen und Sachen an den Kopf schmeißen.
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Re: Robert Enke verstorben

Beitrag von lvmborusse » 18.11.2009 14:24

habe mich nun auch mal ein wenig mit Depressionen beschäftigt und muß feststellen,
daß die so gennante dunkelziffer von an depression erkrankten Menschen weit aus höher
liegen muß als man hier annimmt.
Wenn Stimmungsneigungen, innere Unruhe, Schlafstörungen etc. als Depressionen zäheln,
dann sind mit sicherheit viele an Depressionen erkrankt, nur sie wissen es noch nicht. :hilfe:
sicherlich kann keiner, außer Robert selbst, beurteilen, warum er so gehandelt hat. und
m.E. bringt das auch nichts darüber zu spekulieren. ich für meinen teil beteilige mich nicht daran.
man sollte jetzt nicht das leben von Robert bis ins kleinste detail untersuchen, wann was wie
angefangen hat, sondern zu sehen das so etwas nie wieder passiert.
das einzige, was ich dem Tod von Robert abringen kann, ob nun gewollt oder nicht, daß sich
die Öffentlichkeit/Gesellschaft mehr mit diesem Thema beschäftigt. und das ist gut so. das, was
mich aber ärgert ist, warum muß erst eine person aus der öffentlichkeit erst sterben, damit eine
Krankheit ernst genommen wird?? siehe Rock Houdson und AIDS.
:byebye:
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Re: Robert Enke verstorben

Beitrag von bart » 18.11.2009 15:24

lvmborusse hat geschrieben: warum muß erst eine person aus der öffentlichkeit erst sterben, damit eine
Krankheit ernst genommen wird.
:byebye:
Dass war die einfachste Frage zu diesem Thema: "Es gibt zwei Dinge die unendlich sind. Das Universum und die Dummheit der Menschen. Beim Universum bin ich mir aber nicht sicher"

Soll heisen, wenn es irgendwie noch Leben existieren sollte, kann es garnicht so bekloppt sein wie die Menschheit.

Roberts Tod wird auf lange Sicht keine Auswirkungen auf das Verhalten vieler Menschen untereinander haben. So traurig das auch ist. :wink:
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Re: Robert Enke verstorben

Beitrag von Zisel » 18.11.2009 17:07

Nita hat geschrieben:Ich denke auch, dass man Depressionen in den meisten Fällen nur bekommt, wenn man Probleme in der Vergangenheit hatte. Die Vergangenheit spielt, meiner Meinung nach, dabei eine ganz große Rolle.
Diese Erklärung ist mir zu monokausal. Es spielen eben auch physiologische, teilweise sogar genetische Dispositionen eine Rolle. Es ist halt nicht immer nur das negative Erlebnis in der Vergangenheit, der berühmte Schicksalschlag. Wenn es denn nämlich so wäre, wäre die Krankheit nur halb so heimtückisch.

Daher schließe ich mich dem hier an:
patte hat geschrieben:Und es gibt Dinge im Leben, die wir eben nicht (immer) rational erklären können...so wie diese Krankheit. So wie die Tatsache, dass Enke in einem eigentlich irrationalem Zustand vollkommen rational seinen Selbstmord geplant und duchgeführt hat. Das ist in meinen Augen dass Unfassbare: dass wir eben nicht 1-2-fix eine Erklärung für seinen Tod finden können
und ergänze, dass genau diese Unfähigkeit, diese Tragödie rational zu begreifen, sie so emotional macht. Deshalb sind so viele Menschen so schockiert, so unsagbar traurig gewesen.

Wird sich durch Enkes Tod etwas ändern? Nein, das glaube ich auch nicht. Es bleibt nämlich im Grundsatz dabei, dass wir "funktionieren" müssen. Egal ob Hilfsarbeiter, Uni Professor, Bankmanager oder eben Fußballprofi. Eine Annahme seiner Krankheit in Form einer stationären Behandlung, da sollten wir uns nichts vormachen, hätte wenn nicht das Ende der Karriere, so doch den Verzicht auf die WM 2010 bedeutet. Was bei Enke dieser Traum von der WM Teilnahme war, wären beim "kleinen Mann" wirtschaftliche Einbußen, die er nicht akzeptieren will. Dann eben doch irgendwie weiter "funktionieren" und die Krankheit unter der Decke halten. Für mich ist sein Tod abseits aller ernst und gut gemeinten Trauerreden ebenso sinnlos wie traurig und irrational.

Was den zukünftigen Umgang miteinader oder mit unseren "Idolen" angeht bin ich ebenso wenig blauäugig. Was glaubt ihr, wie lange es dauert, bis H96 Fans, Biorussen oder irgendwer sonst den nächsten Profi als "Judas", "Scheiß-Millionär" oder den nächsten Torwart als "A........H........S" bezeichnen? Eben. Das Trauerjahr wird diese vermeintliche Ruhe nicht überstehen.
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Re: Robert Enke verstorben

Beitrag von patte » 18.11.2009 18:00

sehe ich genauso Zisel. Und, abgesehen von den von Dir genannten Beleidigungen, die ohnehin dummes Zeug sind: irgendwie freue ich mich auf Samstag. Darauf wieder mit Borussia zu zittern, über sie zu schimpfen, zu lachen, (hoffentlich) zu jubeln. Das ändert nichts an meiner Trauer und meinem Mitgefühl für Enke und seine Familie.
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Re: Robert Enke verstorben

Beitrag von bart » 18.11.2009 19:06

@Zisel

aber ist das nicht schon das Armutszeugnis für die Menscheit :?
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Re: Robert Enke verstorben

Beitrag von toninho69 » 18.11.2009 20:16

in der heutigen gesellschaft hast du zu funktionieren, oder du darfst deinen hut nehmen. so ist das nun mal halt.
und entweder kommst du damit klar, oder versuchst es und scheiterst. was in meinen augen auch ein problem
ist, daß jeder versucht besser zu sein als der andere. egal ob in der öffentlichkeit oder im privaten leben. keiner
ist mit dem zu frieden, was er erreicht hat. nein, wenn mein nachbar die A-Klasse hat, muß ich mir die B-Klasse
holen. hey, was ist das für ein leben. ich sage nur eins, wer hoch fliegt, fällt tief. ich als südländer sehe das etwas
anders. sicherlich interessieren mich andere menschen, aber ich bin mit dem zufrieden, was ich erreiche. ich möchte
gut sein, aber ich muß nicht besser sein. hoffe, daß das kein arzt liest, dann stellt er fest, daß ich auch ne form von
depression habe. :roll: aber dies ist glaube ich auch der umgang mit dem heutigen leistungsdruck.
ich für meinen teil, fänd's schade, wenn die gesellschaft aus dem Tod von Robert nichts lernt.
was lese ich so oft im BMG-Live fread: Die Hoffnung stirbt zu letzt.

Ruhe in Frieden Robert. :bmg:
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Re: Robert Enke verstorben

Beitrag von Zisel » 18.11.2009 20:18

bart hat geschrieben:@Zisel

aber ist das nicht schon das Armutszeugnis für die Menscheit :?
Nur dann, wenn wir nicht wenigstens versuchen würden es ein bischen besser zu machen . Ich bezog mich mit dem "funktionieren" auch primär auf berufliche Beziehung. Innerfamiliär oder im Freundeskreis sollte es schon deutlich mehr Rücksicht geben. Allerdings kann man deine Frage sicherlich nicht ganz verneinen. Dazu muss man ja nur mal die Tagesschau gucken. Da gibts Beweise für Armutszeugnisse zu hauf, aber eben auch mitunter die Lichter am Ende des Tunnels. Aber wir schweifen ab. :wink:
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Re: Robert Enke verstorben

Beitrag von RoosterBooster » 18.11.2009 21:32

Nita hat geschrieben:Ich denke auch, dass man Depressionen in den meisten Fällen nur bekommt, wenn man Probleme in der Vergangenheit hatte. Die Vergangenheit spielt, meiner Meinung nach, dabei eine ganz große Rolle.
Kann man so nicht sagen. Eine Depression kann sowohl durch einen "Schicksalsschlag", als auch durch organische Ursachen ausgelöst werden. Eine Schilddrüsenunterfunktion z.B. (ziemlich verbreitete Hormonstörung) kann eine Depression auslösen. Ein solcher Mensch war wahrscheinlich zuvor geistig völlig gesund. Andererseits ist es so, daß Menschen mit bestimmten Persönlichkeitsstrukturen ein erhöhtes Risiko haben, an einer Depression zu erkranken, es passiert aber nicht zwangsläufig, z.B. wenn keine weiteren Risikofaktoren hinzukommen.
Nita hat geschrieben:Warum stehen die meisten nicht dazu dass man unter einer Depression leidet? Weil es einfach in unserer Gesellschaft Leute gibt, die einem danach beleidigen und Sachen an den Kopf schmeißen.
Das vielleicht grad nicht ;-), aber der Arbeitgeber z.B. sollte es besser nicht erfahren. Es ist immer noch zuwenig Wissen in der Gesellschaft über die Krankheit, die Ursachen und die Behandlungsmöglichkeiten vorhanden, um z.B. das Ausfallrisiko eines betroffenen Arbeitnehmers einschätzen zu können. In dieser Situation wird ein Arbeitgeber im Zweifel einen solchen Mitarbeiter lieber loswerden wollen. Auch im privaten Bereich riskiert man möglicherweise, daß sich Menschen von einem distanzieren, eben weil sie nicht wissen, was das bedeutet (oder auch nicht bedeutet), Depressionen zu haben.
patte hat geschrieben:Und es gibt Dinge im Leben, die wir eben nicht (immer) rational erklären können...so wie diese Krankheit. So wie die Tatsache, dass Enke in einem eigentlich irrationalem Zustand vollkommen rational seinen Selbstmord geplant und duchgeführt hat. Das ist in meinen Augen dass Unfassbare: dass wir eben nicht 1-2-fix eine Erklärung für seinen Tod finden können
Depressive Menschen funktionieren im Alltag, auch über erstaunlich lange Zeit. Sie gehen zur Arbeit, sie kaufen ein, sie haben Kontakt zu ihrem persönlichen Umfeld und sind in der Lage, dafür zu sorgen, daß niemand etwas merkt, obwohl sie selbst sehr genau wissen, was mit ihnen los ist. Sie treffen Entscheidungen, ganz rational mit dem Verstand, aber eben evtl. aufgrund ungenügender oder verfälschter Informationen, wenn z.B. das "Bauchgefühl" fehlt oder das objektive Urteilsvermögen. Depressive Menschen nehmen negative Ereignisse als EXTREM negativ wahr. Positive Ereignisse nehmen sie überhaupt nicht wahr, sondern blenden sie aus. Sie glauben evtl., alles Unglück der Welt habe sich gegen sie verschworen, obwohl das objektiv Unsinn ist. In einem solchen Zustand trifft man fatale Entscheidungen! Warum glaubte Robert, man würde ihm Leila wegnehmen? Nur weil ER krank ist? Teresa war doch auch noch da! Es hat Teresa einen Anruf beim Jugendamt gekostet, um das zu entkräften. Robert konnte das (und wohl einiges andere auch) offenbar nicht mehr vernünftig beurteilen!

Schwer depressive Menschen fühlen NICHTS. Vielleicht hat auch Robert in dem Moment, als er sich entschied, seinem Leben ein Ende zu setzen, NICHTS gefühlt: Nicht die Liebe zu Teresa und der kleinen Leila. Nicht die Liebe, die Teresa ihm über die gesamte Zeit seiner Krankheit gegeben hat. Keine Dankbarkeit für alles, was sie für ihn getan hat. Nicht seine Verantwortung für seine Familie, sondern vielleicht einfach NICHTS?!? Wie werden es nie erfahren ...
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Re: Robert Enke verstorben

Beitrag von MG-MZStefan » 18.11.2009 22:49

Danke für deine tiefer gehende Beleuchtung des Themas...
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Re: Robert Enke verstorben

Beitrag von toninho69 » 18.11.2009 23:41

RoosterBooster hat geschrieben: Depressive Menschen funktionieren im Alltag, auch über erstaunlich lange Zeit. Sie gehen zur Arbeit, sie kaufen ein, sie haben Kontakt zu ihrem persönlichen Umfeld und sind in der Lage, dafür zu sorgen, daß niemand etwas merkt, obwohl sie selbst sehr genau wissen, was mit ihnen los ist. Sie treffen Entscheidungen, ganz rational mit dem Verstand, aber eben evtl. aufgrund ungenügender oder verfälschter Informationen, wenn z.B. das "Bauchgefühl" fehlt oder das objektive Urteilsvermögen. Depressive Menschen nehmen negative Ereignisse als EXTREM negativ wahr. Positive Ereignisse nehmen sie überhaupt nicht wahr, sondern blenden sie aus. Sie glauben evtl., alles Unglück der Welt habe sich gegen sie verschworen, obwohl das objektiv Unsinn ist. In einem solchen Zustand trifft man fatale Entscheidungen! Warum glaubte Robert, man würde ihm Leila wegnehmen? Nur weil ER krank ist? Teresa war doch auch noch da! Es hat Teresa einen Anruf beim Jugendamt gekostet, um das zu entkräften. Robert konnte das (und wohl einiges andere auch) offenbar nicht mehr vernünftig beurteilen!

Schwer depressive Menschen fühlen NICHTS. Vielleicht hat auch Robert in dem Moment, als er sich entschied, seinem Leben ein Ende zu setzen, NICHTS gefühlt: Nicht die Liebe zu Teresa und der kleinen Leila. Nicht die Liebe, die Teresa ihm über die gesamte Zeit seiner Krankheit gegeben hat. Keine Dankbarkeit für alles, was sie für ihn getan hat. Nicht seine Verantwortung für seine Familie, sondern vielleicht einfach NICHTS?!? Wie werden es nie erfahren ...
sorry, aber das, was du da schreibst ist mMn höchst spekulativ. ich, und viele andere auch, kenne diese krankheit nicht. ich habe mich jetzt ein wenig mehr damit auseinandergesetzt. aber ich denke auch, daß man sich damit auseinandersetzen muß. diese krankheit ist noch unerforscht. von daher frage ich dich, woher willst du wissen, ob ein schwer depressiver mensch nichts fühlt? die nächste frage ist: wann ist man schwer depressiv und wer entscheidet das? ist derjenige der dies zu entscheiden hat, nicht auch depressiv?? warum sollen depressive menschen negative Ereignisse als EXTREM negativ wahrnehmen? wer beurteilt so etwas? ich meine aids, krebs, diese ganzen grippearten sind biologischer natur und können erforscht werden. aber depressionen sind m.E. seelischer natur. wer kann dies erforschen? haben wir eine seele? haben wir einen geist? was kommt nach dem tod? wiedergeburt oder nicht? gibt es einen gott? und jetzt frage ich dich noch zwei sachen: wer hat die pschyologie erfunden/untersucht und sind diese theesen richtig?? du siehst, fragen über fragen und wer kann hierauf eine antwort geben? ich weiß es nicht. krankenheiten biologischer natur kann man erforschen, aber die des geistes/seele... :hilfe:
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Re: Robert Enke verstorben

Beitrag von RoosterBooster » 19.11.2009 00:27

toninho69 hat geschrieben: von daher frage ich dich, woher willst du wissen, ob ein schwer depressiver mensch nichts fühlt?
Ich habe zum einen mehrere Bücher über Depressionen gelesen und zum anderen zeitweise suizidale Menschen begleitet, nicht zuletzt um sie zu überzeugen, eine Therapie zu beginnen (das ist oft nicht so einfach), daher hatte ich auch einen intensiven Austausch mit Betroffenen und habe somit eine gewisse Vorstellung davon, wie es in diesen Menschen aussieht. Das mit dem verschlossenen Gefühlskanal wurde auch soweit ich mich erinnere, bereits zuvor in diesem Thread angesprochen. Es findet sich auch in ähnlicher Form in der Literatur wieder.
Lobe
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Re: Robert Enke verstorben

Beitrag von Lobe » 19.11.2009 06:47

Hier geht es mittlerweile mehr um diese Krankeit als um Robert Enke! So schade un traurig das alles auch ist, aber die meißten Menschen mit dieser Krankheit verstecken und übermalen sie so geschickt wie er es getan hat! Die wenigsten bitten um Hilfe! Das kann Menschen aus deinem nächsten Umfeld betreffen und du stehst am Ende vielleicht da und begreifst nicht warum du nichts bemerkt hast! So ist es halt! Es ist eine gemeine und hinterlistige Krankheit, deren Schwäche es offen einzugestehen fast unmöglich ist! Gerade in unserer heutigen Leistungsgesellschaft gibt man sich nicht diese Blöse! Weil es im Grunde öffentlich eher als Schwäche denn als Krankheit angesehen wird. In 1. oder 1 1/2 Jahren spricht da eh kein Mensch mehr von. So wird es kommen und man wird sich nur noch an Robert Enke erinnern der viel zu früh verstorben ist! Das ist die Ralität!
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