Die Balance unserer Mannschaft
Verfasst: 26.08.2015 03:03
Eine etwas merkwürdige Idee, einen Thread zu diesem Thema aufzumachen aber nach den ersten beiden Spielen dieser Saison erscheint es mir passender denn je, mal ein paar Gedanken zu dem Thema festzuhalten.
Es scheint so unvorstellbar, da bist du mit 7 Gegentoren aus 16 Rückrundenspielen und 39 Punkten die bisher beste Mannschaft des Jahres 2015 und gehst als Champions-Ligist in die neue Bundesligasaison.
Dort wartet der noch zu Weihnachten Tabellenvorletzte Borussia Dortmund und du verlierst mehr als chancenlos in der Höhe glücklich mit 0:4; die Woche darauf nehmen biedere, bis solide spielende Mainzer drei Punkte aus der vermeintlichen Festung Borussia-Park mit.
Ein Abgesang oder Frustabbau? Nein, ein Versuch der Erklärung und eine Anregung zur Diskussion.
Denn - so hat mich die Favre'sche Amtszeit gelehrt - nichts ist in einem Team wirklich wichtiger als die Balance zwischen Defensive und Offensive; mit ihr steht und fällt gerade in unserem System alles. Nachdem wir nun zwei Jahre lang mehr oder minder mit dem gleichen Stamm an Leuten, und bereits vier Jahre lang mit der gleichen Grundordnung agiert hatten, war unsere Mannschaft in der vergangenen Rückrunde eindeutig am Rande der Perfektion angekommen, jeder wusste wann es nach vorne oder nach hinten zu arbeiten galt. Man verteidigte und attackierte aus einem Guss und dementsprechend formvollendet sah unser Spiel meistens auch aus.
Nun haben wir zu Beginn dieser Saison mit Chris Kramer und Max Kruse zwei Säulen ebendieser fast-perfekt agierenden Mannschaft verloren. Die Ergebnisse in Dortmund und gegen Mainz kamen in meinen Augen nicht durch einen etwaigen Qualitätsverlust unseres Kaders durch diese Abgänge oder durch eine junge Innenverteidigung zustande, sondern durch die aus den Fugen geratene Offensiv-Defensiv-Balance des Teams.
Beginnen wir mal mit Chris Kramer - dessen Weggang das für mich derzeit entscheidende Problem ausgelöst hat: über ihn habe ich oft gehört (und zum Teil auch selbst gesagt), dass er speziell nach der WM ein wenig overhyped gewesen sei und neben einer starken Laufarbeit nicht allzu Vieles zu seinen Stärken zählt. Dass man ihm damit nicht gerecht wird sage ich jetzt nicht nur, weil die ersten beiden Spiele ohne ihn verloren gegangen sind. Er hat sich bemerkenswert schnell in unser System eingefügt und war einer der Hauptverantwortlichen für die großartige Ausgeglichenheit zwischen Defensive und Offensive in den letzten zwei Saisons. Auch durch ihn konnte Granit Xhaka in der letzten Saison so aufspielen, wie er es getan hat. In den entscheidenden Momenten konnte er umschalten, das Spiel nach vorne schnell machen und sogar Tore einleiten (München 0:2) oder aber im Defensivbereich Arbeit leisten. Lars Stindl konnte (bisher!) noch nicht die Rolle von Chris Kramer einnehmen, weil er noch nicht diese eben besagte Balance zwischen Offensive und Defensive findet, wie es ein Kramer getan hat. Mal agiert er noch zu offensiv, mal noch zu defensiv. Sein Gewicht auf unserer Waage ist somit eine Art Unbekannte, deren Einsatz speziell im zentralen Mittelfeld mutig, wenn auch recht alternativlos ist.
Dass der in der Offensive recht einzigartig agierende Max Kruse bisher auch noch nicht zu 100% ersetzt werden konnte, halte ich für offensichtlich, jedoch weniger problematisch als unser Gleichgewichtsdefizit im zentralen Mittelfeld. Denn Chancen waren mit Ausnahme des Dortmund-Spiels, bei dem wir uns traditionell sehr mäßig anstellen in keinem unserer Matches Mangelware. Auch wenn die Verwertung bisher noch zu wünschen übrig lässt, aber dort greifen andere Mechanismen.
Was ich sagen will ist nicht, dass es darum geht einen identischen Ersatz für Chris Kramer und Max Kruse zu finden, sondern viel mehr dass Borussia nun schleunigst ein neues Gleichgewicht finden muss, in dem dann auch Lars Stindl und beispielsweise Josip Drmic oder vielleicht Marvin Schulz ihren Platz haben. So wie wir es nach der Herrmann-Verletzung 2012 mühsam tun mussten oder wie wir es noch mühsamer nach dem Reus-Dante-Neustädter-Abgang getan haben.
Bleibt zu hoffen dass dies schnell gelingt oder dass LF während des Wandlungsvorganges zum Erzielen kurzfristigen Erfolges eventuell auf alt bewährte Aufstellungen mit Havard Nordtveit im Zentrum zurückgreift.
Ich würde mir daher in Bremen eine Doppel-Sechs mit dem vertrauten Duo Nordtveit-Xhaka wünschen ("Da weiß man, was man auf die Waage legt") und einen Einsatz von Lars Stindl/Raffael weiter vorn, sowie Drmic/Raffael als Spitze.
Wie würdet Ihr den Drahtseilakt dieser Balancefindung weiter vorwärts treiben? Wer hat das Zeug, Bestandteil dieser neu gefundenen Balance zu werden und in welcher Rolle?
Würde mich freuen, wenn man sowas diskutieren kann - finde es sehr spannend wie sehr so etwas Mannschaften doch beeinflussen kann.
Es scheint so unvorstellbar, da bist du mit 7 Gegentoren aus 16 Rückrundenspielen und 39 Punkten die bisher beste Mannschaft des Jahres 2015 und gehst als Champions-Ligist in die neue Bundesligasaison.
Dort wartet der noch zu Weihnachten Tabellenvorletzte Borussia Dortmund und du verlierst mehr als chancenlos in der Höhe glücklich mit 0:4; die Woche darauf nehmen biedere, bis solide spielende Mainzer drei Punkte aus der vermeintlichen Festung Borussia-Park mit.
Ein Abgesang oder Frustabbau? Nein, ein Versuch der Erklärung und eine Anregung zur Diskussion.
Denn - so hat mich die Favre'sche Amtszeit gelehrt - nichts ist in einem Team wirklich wichtiger als die Balance zwischen Defensive und Offensive; mit ihr steht und fällt gerade in unserem System alles. Nachdem wir nun zwei Jahre lang mehr oder minder mit dem gleichen Stamm an Leuten, und bereits vier Jahre lang mit der gleichen Grundordnung agiert hatten, war unsere Mannschaft in der vergangenen Rückrunde eindeutig am Rande der Perfektion angekommen, jeder wusste wann es nach vorne oder nach hinten zu arbeiten galt. Man verteidigte und attackierte aus einem Guss und dementsprechend formvollendet sah unser Spiel meistens auch aus.
Nun haben wir zu Beginn dieser Saison mit Chris Kramer und Max Kruse zwei Säulen ebendieser fast-perfekt agierenden Mannschaft verloren. Die Ergebnisse in Dortmund und gegen Mainz kamen in meinen Augen nicht durch einen etwaigen Qualitätsverlust unseres Kaders durch diese Abgänge oder durch eine junge Innenverteidigung zustande, sondern durch die aus den Fugen geratene Offensiv-Defensiv-Balance des Teams.
Beginnen wir mal mit Chris Kramer - dessen Weggang das für mich derzeit entscheidende Problem ausgelöst hat: über ihn habe ich oft gehört (und zum Teil auch selbst gesagt), dass er speziell nach der WM ein wenig overhyped gewesen sei und neben einer starken Laufarbeit nicht allzu Vieles zu seinen Stärken zählt. Dass man ihm damit nicht gerecht wird sage ich jetzt nicht nur, weil die ersten beiden Spiele ohne ihn verloren gegangen sind. Er hat sich bemerkenswert schnell in unser System eingefügt und war einer der Hauptverantwortlichen für die großartige Ausgeglichenheit zwischen Defensive und Offensive in den letzten zwei Saisons. Auch durch ihn konnte Granit Xhaka in der letzten Saison so aufspielen, wie er es getan hat. In den entscheidenden Momenten konnte er umschalten, das Spiel nach vorne schnell machen und sogar Tore einleiten (München 0:2) oder aber im Defensivbereich Arbeit leisten. Lars Stindl konnte (bisher!) noch nicht die Rolle von Chris Kramer einnehmen, weil er noch nicht diese eben besagte Balance zwischen Offensive und Defensive findet, wie es ein Kramer getan hat. Mal agiert er noch zu offensiv, mal noch zu defensiv. Sein Gewicht auf unserer Waage ist somit eine Art Unbekannte, deren Einsatz speziell im zentralen Mittelfeld mutig, wenn auch recht alternativlos ist.
Dass der in der Offensive recht einzigartig agierende Max Kruse bisher auch noch nicht zu 100% ersetzt werden konnte, halte ich für offensichtlich, jedoch weniger problematisch als unser Gleichgewichtsdefizit im zentralen Mittelfeld. Denn Chancen waren mit Ausnahme des Dortmund-Spiels, bei dem wir uns traditionell sehr mäßig anstellen in keinem unserer Matches Mangelware. Auch wenn die Verwertung bisher noch zu wünschen übrig lässt, aber dort greifen andere Mechanismen.
Was ich sagen will ist nicht, dass es darum geht einen identischen Ersatz für Chris Kramer und Max Kruse zu finden, sondern viel mehr dass Borussia nun schleunigst ein neues Gleichgewicht finden muss, in dem dann auch Lars Stindl und beispielsweise Josip Drmic oder vielleicht Marvin Schulz ihren Platz haben. So wie wir es nach der Herrmann-Verletzung 2012 mühsam tun mussten oder wie wir es noch mühsamer nach dem Reus-Dante-Neustädter-Abgang getan haben.
Bleibt zu hoffen dass dies schnell gelingt oder dass LF während des Wandlungsvorganges zum Erzielen kurzfristigen Erfolges eventuell auf alt bewährte Aufstellungen mit Havard Nordtveit im Zentrum zurückgreift.
Ich würde mir daher in Bremen eine Doppel-Sechs mit dem vertrauten Duo Nordtveit-Xhaka wünschen ("Da weiß man, was man auf die Waage legt") und einen Einsatz von Lars Stindl/Raffael weiter vorn, sowie Drmic/Raffael als Spitze.
Wie würdet Ihr den Drahtseilakt dieser Balancefindung weiter vorwärts treiben? Wer hat das Zeug, Bestandteil dieser neu gefundenen Balance zu werden und in welcher Rolle?
Würde mich freuen, wenn man sowas diskutieren kann - finde es sehr spannend wie sehr so etwas Mannschaften doch beeinflussen kann.