Ein paar Zitate aus dem sportschau- Artikel:
"Ich nehme gern Hilfsmittel dazu. Die wirken für Außenstehende manchmal spektakulär, aber haben alle nur den Zweck die Torhüter zu verbessern“, sagt Rechner. Der 36-Jährige ist beim Bundesligisten mit umfassenden Aufgaben betraut: Er trainiert nicht nur die Profi-Torhüter, sondern verantwortet als Koordinator Torwartspiel eine eigene Abteilung, in der ab der kommenden Saison sieben Torwarttrainer, drei davon hauptamtlich, und ein Torwartscout arbeiten.
Ich vermute mal solche finanziellen Möglichkeiten sind bei uns noch nicht vorhanden.
Aus der EM 2008, bei der Rechner jede Torwartaktion protokollierte, entstanden für ihn fünf Schwerpunktbereiche - Spieleröffnung, Grundtechnik, Abdruck, Eins-gegen-Eins sowie Flanken und Mitspielen. Diese lassen sich wiederum in bis zu 30 verschiedene Techniken unterteiln, z.B. Passspiel, Flugball, Fangen, Fallen, Abdruck, Tauchen, Block, Flanke fangen oder Flanke fausten.
Die Auswertung und Analysen setzte Rechner bei der TSG fort, untersuchte Europa- und Weltmeisterschaften, Bundesliga- und Champions-League-Spiele sowie ausgewählte Partien der europäischen Topligen,
Michael Rechner hat sich sehr genau damit beschäftigt.
Rechner fand heraus: Bei der EM 2008 entfielen zwischen 70 und 75 Prozent der Aktionen eines Torwarts auf die Spieleröffnung, aber nur ein einziger Fehler auf diesem Gebiet mündete auch in ein Gegentor. Gegentreffer wiederum verteilten sich zu fast zwei Dritteln auf die Bereiche "Abdruck" (das Abdrücken mit dem Fuß vor dem Absprung zu einer Parade) und "Eins-gegen-Eins", folglich muss darauf ein Trainingsschwerpunkt liegen. Die häufigsten Fehlerursachen seien im Stellungsspiel, in der Grundstellung (z.B. Auftaktsprung nach vorne) und bei den Entscheidungen (rausgehen oder drinbleiben) zu finden, erklärt der Torwartexperte: "Der sichtbare technische Fehler passiert relativ selten."
70-75% machen also die Spieleröffnung aus. Da haben wir also in 2014 einen sehr guten Keeper verpflichtet der dies sehr gut macht.
Ihm liegt es fern, aus seiner Datensammlung ein Ranking der Bundesligatorhüter öffentlich zu machen - und auch über einzelne Aktionen der Baumann-Kollegen urteilt er nicht. Aber so viel kann er ja am Beispiel von Nationaltorwart Manuel Neuer verraten: "Wenn Manuel Neuer bei rund 50 Pflichtspielen in einer Saison 50 Gegentore bekommt, gehen davon nur zwei oder drei auf seine Fehler zurück. Eine Fehlerquote unter fünf Prozent ist ein Topwert.“ Normal seien in der Bundesliga fünf bis zehn Prozent - darüber wird es für einen Profitorwart kritisch.
5-10 Prozent Fehlerquote ist in der Bundesliga das Maß der Dinge hat Rechner herausgefunden. Neuer liegt mit unter 5% vorne, wo Yann liegt unbekannt. Was mir bei Hoffenheim auffällt: Baumann hat sich bei der Spieleröffnung und im Passspiel stark verbessert, als er aus Freiburg kam war das noch ziemlich holprig. Bei uns ist es Yann`s gutes Passspiel mittlerweile selbstverständlich geworden und man sieht es mit Argusaugen wenn sein langer Ball ins aus geht.
Rechner, der in seinen Anfangszeiten bei anerkannten Torwarttrainern wie Rüdiger Vollborn oder Eberhard Trautner hospitierte, stellt schon einmal infrage, ob die gängigen Daten wie "abgewehrte Torschüsse in Prozent" oder "vereitelte Großchancen" wirklich umfassende Rückschlüsse zulassen. Für ihn sind das nur Richtwerte. Wenn er beispielsweise mit seinem Stammtorwart Baumann - den Rechner zu den modernen Torhütern zählt, weil der 26-Jährige oft sehr hoch steht und mit dem Fuß gut mitspielt - nach einem Bundesligaspiel beim Videostudium die einzelnen Szenen bespreche und mit den Daten abgleiche, "dann wundern wir uns manchmal sehr".
ich vermute das der kicker bspw. das moderne Torwartspiel (70-75% Spieleröffnung) gar nicht so in die Bewertung miteinbezieht. Wäre auch viel aufwendiger.
Der Sportwissenschaftler hat mit Hilfe von Partnern sogar eine kostenpflichtige App ("Goalkeeping Development“) herausgebracht, mit der das Torwarttraining gesteuert und kontrolliert werden kann. "Ich möchte damit auch die Torwarttrainer von der oberen bis in die unteren Amateurklassen ansprechen. Gerade die Trainer, die den Job ehrenamtlich machen, suchen nach guten Übungen für ihre Torleute. Für Feldspieler findet sich viel leichter etwas."
Auch recht interessant, das er den Amateurvereinen helfen will.
Rechner verfolgt zudem intensiv die Entwicklung des U21-Nationalkeepers Marvin Schwäbe, der derzeit als TSG-Leihgabe bei Dynamo Dresden Spielpraxis bekommt. Und natürlich freut er sich über die geringe Fehlerquote, die der seit 2014 für Hoffenheim spielende Baumann inzwischen in der Bundesliga aufweist.
Zwar O.T. aber ich bin mal gespannt wann Schwäbe in der Bundesliag spielt und bei welchem Verein.
Für den Torwart-Tüftler sind das taktische Verhalten und die Spielintelligenz die vielleicht wichtigsten Zukunftsfelder. Es sei schließlich mit spielentscheidend, wenn durch offensives Mitspielen ein Steilpass oder eine Hereingabe abgefangen wird. Was oft so leicht aussieht, stellt in der Praxis ein schmaler Grat dar - wenn es nämlich schiefgeht.
Rechner: "Ein Torwart entscheidet sicher am ehesten über Sieg und Niederlage. Und Torwart ist aus meiner Sicht die schwierigste Position.“
Das mit der schwierigsten Position finde ich auch. Das Spiel ist noch schneller geworden. Während vor 5 Jahren noch viele Torwächter bei Freistößen/ Ecken aus dem Kasten kamen und den Ball abfingen oder wegfausteten, bleiben viele (nicht nur Yann) heute drin. Ich vermute das hat mit der Fehlerquote zu tun. Ist die Chance zu gering den Ball zu 100% zu haben, wird das Risiko gemieden, weil anscheinend (vermute ich jetzt mal) die Chance das unsere Abwehrspieler das Ding entschärfen können größer ist als das ein Tor fällt.
Das ist nur eine Vermutung meinerseits und eine Beobachtung, dass nicht nur bei Yann sondern bei den anderen Torhütern auch das Risiko herauslaufen bei Flanken/ Ecken/ Freistößen mehr gemieden wird als noch vor 5 Jahren.