AlanS hat geschrieben:[
Unter anderem sagt er darin auch das hier:
"... Ist auch egal, denn es ist unser Borussia-Weg. Wir wollen eine junge, entwicklungsfähige und natürlich erfolgshungrige Mannschaft, und wir haben in den letzten Jahren eine Mannschaft gebaut und geformt, die Fußball spielt und nicht nur zerstören will. Ich bin überzeugt, dass es Borussias Zukunft sein wird und denke, dass unsere Anhänger genau diesen Weg auch wollen. Denn deshalb sind sie irgendwann einmal Gladbach-Fans geworden. ..."
In dieser Aussage steckt mMn eine, wenn nicht sogar DIE Ursache für unsere Unbeständigkeit in unserer Spielweise: ... wir haben eine Mannschaft, die spielen und nicht nur zertören will ...!
Wenn man so etwas den Spielern ständig einbläut, kann ich mir gut vorstellen, dass sich unsere Fohlen zu schade zum Dreck fressen sind und zu oft nach einer eleganten Lösung gesucht wird, wenn der Holzhammer gerade eigentlich genau richtig wäre ...
Ich halte die Aussage auch sachlich-fachlich für ungut. Es schließen sich destruktive und kreative Spielweise nicht aus. Unsere besten Spiele - auch spielerisch - in dieser Saison waren die, in denen richtig gefightet wurde.
Absolut. Ich finde es äußerst interessant, dass ein Fachmann wie Eberl dieses Schwarz-Weiß-Denken vorlebt. Es ist doch nicht so als ob es nur Guardiola-Fussball und Kick & Rush gibt.
Für mich macht eine gute Fussballmannschaft bzw. eine Spitzenmannschaft aus, dass sie sich flexibel an die jeweiligen Situationen anpassen kann. Es bringt nichts wenn man ehrenwert schön spielen will (was übrigens mMn auch nicht wirklich zu sehen ist in dieser Saison aber okay), aber achselzuckend mit ner Niederlage vom Platz geht und sagt: Heute konnten wir halt nicht spielerisch überzeugen. Der Gegner hat unser Spiel unterbunden. Ja, doof gelaufen. Eine Spitzenmannschaft würde in der Halbzeit das System umstellen, neue Spielertypen frühzeitig einwechseln und Lösungen außerhalb der Comfort-Zone suchen.
Als Beispiel kann man hier meiner Meinung nach spanische Mannschaften anbringen wie Atletico. Mal von der Unfairness abgesehen (Schwalben, Zeitspiel etc.), bringen diese Mannschaften (auch Sevilla etc.) es immer zustande flexibel reagieren zu können. Die haben super Spieler und können wunderschönen Fussball spielen. Aber sie kämpfen auch wie Krieger um jeden Grashalm wenn es mal nicht so läuft und erzwingen dann auch den Sieg. Deswegen sind die Mannschaften auch international so erfolgreich.
Ich finde es gut, wenn Eberl sich vor die Mannschaft und Trainer gegen unberechtigte Kritik stellt. Ich kann aber nicht nachvollziehen, dass er die aktuellen Stimmungen nicht wirklich ernstnimmt und quasi wegbügelt. Das nur 42.000 Menschen Samstags Mittags 15:30 ins Stadion strömen, nur 12.000 Tagesbesucher, liegt sicherlich nicht daran, dass momentan Fussballfeinkost serviert wird. Denn dann, und das zeigt die Vergangenheit, strömen Zuschauer zu jeder Tageszeit gegen jeden Gegner ins Stadion. Wenn eine Mannschaft unter den Top8 steht und das Stadion nicht annähernd vollbekommt, dann ist das ein deutliches Zeichen.
Ich stimme Eberl zu, dass die Erwartungshaltung "ein Problem" sein kann. Aber das Problem ist ja eigentlich ein schönes und zeigt nur vergangene Erfolge. Wer fulminante Spiele gegen Juve und Barca gesehen hat, kann sich schwerlich damit anfreunden, wenn der FC Augsburg auf einmal mehr Ballbesitz im eigenen Stadion hat, mehr Torschüsse abfeuert und eine deutlich bessere Passquote hat. Das liegt in der Natur der Sache und davon kann auch ich mich nicht frei machen. Aber ich glaube eine übertriebene Demut kann genauso gut ein Problem sein. Sie liefert Ausreden, sie dämpft den Hunger und die Geilheit auf Erfolg. Sicherlich, sie ist beruhigend und eine sichere Basis. Aber wer absichtlich sich die Latte immer tief legt um sich zu freuen, dass er sie immer wieder überspringt, wird nie etwas gewinnen. Mannschaften die sich die Latte höher legen scheitern vielleicht öfter, aber motivieren sich immer wieder um das Ziel zu schaffen und die hohe Latte zu überspringen.
Was ich sagen will: Borussia 2018 ist nicht mehr Borussia 2011. Wir sind vom Umsatz her direkt hinter den großen. Wir sind vom Kader her direkt hinter den Großen. Wir sind von der Fanbase ein Top 4 Verein mit Schalke, Bayern und Dortmund. Wir sind international bekannt. Unsere Marke ist mittlerweile Top50 in Europa. Wir haben eins der größten Stadien, der besten Infrastrukturen. Wir sind wer verdammt noch mal. Wir sind nicht der kleine Junge der sich zwischen den großen durchschlängelt um mal mitzupinkeln. Wir sind in der Lage einen von den großen in die Brennesseln zu schubsen und den Platz selbst einzunehmen.
Eberls größte Aufgabe ist mMn ein Borussia 2021 zu planen. Das geht aber nur mit einem offenen Ohr für die Stimmungen der Fans. Mit einem Plan und einer ganz klaren Zielsetzung was erreicht werden soll. Und dahingehend muss eine junge hungrige Mannschaft aufgebaut werden, die für Verein & Erfolg alles gibt. Und das begünstigt durch einen Kader, einer Wertephilosophie und einer Handschrift eines Trainers die wie die Faust aufs Auge zur Borussia passt. Die nächsten 3 Jahre werden mMn entscheiden ob wir die Grundlagenarbeit der letzten 7 Jahre in eine 10,20 Jährige rosige Zukunft transferieren können, oder nicht. Schwarz-Weiß-Denken, Dünnhäutigkeit und eine vollkommen übertriebene Demut sind mMn derzeit keine guten Voraussetzungen.
Ich würde gerne einen Satz ergänzen, den ich nach wie vor sehr wichtig halte:"Wir dürfen nicht vergessen wo wir her kommen. Wir dürfen aber auch nicht vergessen wo wir hinwollen". Den zweiten Satz müssen wir mit leben füllen. Das ist Max' Aufgabe für die nächsten Jahre.
Ups, bisschen abgeschweift